Vera Kubeile
Sieben Fragen – sieben Antworten

Heute weiß Vera Kubeile: Ihre größte Lehrmeisterin ist die Liebe, die mit ihrem Mann in ihr Leben getreten ist. Durch seinen plötzlichen Tod erlebte sie, dass es noch viel mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als wir mit bloßen Augen sehen können. Zudem spürte sie, dass ein geliebter Mensch nicht einfach weg ist, wenn er stirbt. Um ihr Trauma zu verarbeiten, probierte sie alternative Formen für die Gesundheit aus und ließ sich ein auf die Welt des Schamanismus.

Mein größter Lehrmeister war der Tod

Ihre Fähigkeiten aus ihrem Job kann die Wahlmünchnerin wunderbar mit dem Wirken als Schamanin verbinden. Seit vielen Jahren arbeitet sie in der Kommunikationsbranche – für nationale und internationale Kunden. Fünf Jahre davon in PR- und Event-Agenturen, neun Jahre als Pressesprecherin in der Mode- sowie Uhren- und Schmuckbranche. Ihre Agentur Kubeile Life & Style PR gründete sie vor acht Jahren.

Du bist eine Schamanin – wie kam es dazu?

Der Weg lag nicht plötzlich vor mir, sondern hat sich über Jahre entwickelt. Ich hatte schon immer eine besondere Beziehung zu Urvölkern, zur indigenen Bevölkerung. Ihr Umgang mit der Natur fasziniert mich. Und der Schamanismus basiert auf den Gesetzen der Natur. Durch den plötzlichen Tod meines Mannes, erlebte ich, dass es noch viel mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als wir mit bloßen Augen sehen können. Der Schock seines Todes wirkte sich natürlich körperlich wie seelisch auf mich aus. Um das Trauma verarbeiten zu können, probierte ich alternative Formen für die Gesundheit aus und machte diverse Erfahrungen mit energetischen Heilmethoden. Auch der Aufenthalt in der Natur half mir, mein seelisches Gleichgewicht wieder zu erlangen. Und was mir half, wollte ich gerne an andere Menschen weitergeben. Dafür suchte ich nach einer Ausbildung, die mir noch mehr vermitteln konnte. So bin ich dann beim Schamanismus gelandet.

Kann jeder Schamanin oder Schamane werden?

Generell hat jeder Mensch die Fähigkeit, eine Schamanin oder ein Schamane zu sein. Es ist eine Art des Lebens, eine Art des Denkens. Eine Form, mit der Natur verbunden zu sein, die uns zivilisierten Menschen oftmals verlorengegangen ist. Allerdings ist die Ausbildung sehr zeitaufwändig und auch oft anstrengend, unter anderem weil sie viel intensive Beschäftigung mit sich selbst erfordert. Und wie in jedem Job ist es auch als Schamanin so, dass mache Menschen über ihre Begabungen einen leichteren Zugang zum Schamanismus finden als andere.

Welche Fähigkeiten braucht eine Schamanin?

Schamanen sind Mittler zwischen den Welten. Daher ist Kommunikation ein zentraler Punkt im Schamanismus. Wie diese Kommunikation stattfindet ist von Schamane zu Schamane unterschiedlich. Manche tanzen sich in Trance, andere deuten die Zeichen der Natur und ich nutze das sogenannte hellsichtige Reading.

Das passt ja gut zu deinen Fähigkeiten als gelernte PR-Frau, oder?

Ja, das stimmt. Kommunikation begleitet mich schon mein ganzes Berufsleben lang – als ehemalige Pressesprecherin und selbstständige PR-Beraterin. Ich habe mich immer als Dienstleisterin gesehen. Auch in meinen PR-Job bin ich Ver-Mittlerin – zwischen meinen Kunden mit ihren Produkten und den Journalisten. Auch hierfür ist es wichtig, gute Fragen zu stellen, genau zuzuhören und Dinge zu erfassen, die oft nicht gesagt werden. Das kann ich gut. Und das kommt mir in der Kommunikation als Schamanin nun sehr zugute.

Du warst aber schon immer etwas hellsichtiger als andere?

Eigentlich war und bin ich ein Mensch, der Dinge erst einmal verstandesmäßig betrachtet. Über die Jahre habe ich auf körperlicher und seelischer Ebene viele Formen der Kommunikation ausprobiert – von Coaching, Psychoanalyse, Energiemassagen, energetischer Osteopathie und heilpraktischen Behandlungen.

Mir ist es bis vor Kurzem nie so direkt aufgefallen, aber wenn ich rückblickend darüber nachdenke, fallen mir einige Ereignisse ein. Beispielsweise konnte ich als Kind aus meinem Körper heraus, und mich von oben betrachten. Oder ich habe als junge Frau meine Mutter gesehen, die mich nach ihrem Tod tröstete und mir sagte, dass es ihr gut ginge. An manchen Orten spüre ich eine ganz eigene Magie.

Seit dem Tod meines Mannes habe ich jedoch nochmal ein feinfühligeres Erleben: Die ersten drei Tage konnte ich ihn fast physisch neben mir im Bett spüren. Danach war es oft so, als würde er an schönen Sommerabenden auf dem Balkon neben mir sitzen. Er begleitet mich bis heute. 

Wie läuft eigentlich eine schamanische Behandlung ab?

Möchte jemand zu mir kommen, sprechen wir im Vorfeld die Themen an. Vor jeder Behandlung reinige ich den Raum unter anderem mit Räuchern. Dann bereite ich mich vor. Im Gespräch mit den Menschen ist mir wichtig, auf den wirklichen Kern beziehungsweise den Ursprung ihres Anliegens zu kommen. Dieses versuche ich nicht zu sehr auf Verstandesebene zu führen, sondern von Herz zu Herz. Je nach Klient*in oder Situation mache ich schon im Vorfeld ein Reading oder während der Behandlung zum geeigneten Zeitpunkt.

Während des Readings kommen die Informationen und Bilder, die ich zum Lösen der jeweiligen Situation erhalte, aus einer übergeordneten Perspektive – vom Ursprung von allem was ist. Sie sind nicht persönlich gefärbt und ich bin in dem Moment eine Mittlerin, eine Art Medium. Manchmal ist ein einziges Wort der Schlüssel. Manchmal sind es einzelne Bilder oder Geschichten. Und manchmal sind es auch seitenlange Notizen, die ich mir aufschreibe. Sie alle führen dazu, dass die Menschen, die Hilfe bei mir suchen, die gewünschten Informationen bekommen. Fähigkeiten aus meinen Job helfen mir bei den Readings: empathisches Zuhören und Dinge auf den Punkt zu bringen. Und da ich mich in der Kommunikationsbranche immer als Dienstleisterin gesehen habe, lässt sich das wunderbar auf mein Wirken als Schamanin übertragen.

Apropos Kommunikation – wie kommunizierst du mit dir selbst?

Zum einen achte ich darauf, liebevoll mit mir zu reden. Mir ist irgendwann mal aufgefallen, dass ich manchmal zu mir selbst sage „ach du Depp“, wenn ich mich wieder anstoße, etwas vergesse oder einen Fehler gemacht habe. Merke ich es, nehme ich den „Depp“ gleich zurück, und entschuldige mich bei mir.

Zum anderen lasse ich jeden Abend bevor ich einschlafe, den Tag Revue passieren. Ich überlege mir drei Dinge, für die ich an diesem Tag dankbar bin. Das sind beispielsweise nette Erlebnisse mit Freunden, Dinge, auf die ich stolz bin, die ich gut gemacht habe, die Tasse Kaffee im Sonnenschein – oder was auch immer es an dem Tag war.

Fotos Susanna Schaffry (2)