Christiane Wolff
Sieben Fragen – sieben Antworten

Christiane Wolff ist Kommunikationsexpertin sowie Gründerin und Geschäftsführerin von Crafty, einem Handwerkerunternehmen. Sie war viele Jahre in leitenden Positionen in Agenturen tätig. Ihr Tipp zum Thema Netzwerken: „Die Botschaft ist wichtiger als die perfekte Hülle.“

Zuletzt verantwortete sie in der Funktion des CCCO (Chief Corporate Communications Officer) den Bereich Unternehmenskommunikation der Serviceplan Gruppe, der größten inhabergeführten Agenturgruppe Europas. Crafty gibt es nun seit gut einem Jahr und gemeinsam mit ihrem Partner Jens Zabel (Foto oben) möchte sie die Handwerksbranche reformieren.

Bereits 2001 startete die gebürtige Ivorerin Nettwerk, ein Netzwerk für Frauen in der Medien- und Kommunikationsbranche. Hier treffen sich Frauen, für die professionelles Netzwerken sowie die persönliche und berufliche Entwicklung wichtig sind – mit viel Wissen und Freude am professionellen Austausch. Ein Ort der Begegnung ist regelmäßig der „Nettwerk ladies lunch“ im Münchner „Brenner“ (Foto links).

Darüber hinaus hat Christiane Wolff mit Regina Mehler die erste und einzige Rednerinnenagentur Deutschlands gegründet: die Women Speaker Foundation.
Und gemeinsam mit Monika Scheddin stellt die 49-Jährige für den Gute-Leute-Mittagstisch regelmäßig eine kleine Runde aus interessanten, erfolgreichen und sympathischen Menschen zusammen, die eine einzigartige Chance des Networking bietet.

Netzwerken in Zeiten von Corona – was ist anders?

Eigentlich nichts. Ich verwende nur andere Mittel als vorher. Das digitale Netzwerken habe ich zwar auch schon zuvor betrieben, jetzt ist es aber intensiver geworden. Dazu nutze ich beispielsweise Zoom. Und ich merke, dass die Leute mehr denn je auf gegenseitige Unterstützung angewiesen sind. Ich selbst bespiele meine Kanäle aber genauso wie vorher. Dazu gehören unter anderem mein Newsletter, Facebook, Instagram, LinkedIn und Xing.

Wie viel Zeit investiert du täglich fürs Netzwerken?

Drei Stunden kommen schon zusammen. Vor allem, da bei mir die Themen ineinanderfließen – von Nettwerk bis Crafty. Zudem mache ich mir jedes Mal Gedanken, welchen Inhalt und welches Foto ich auf welchem Kanal wie spiele. Dabei weiß ich auch, dass ich das Publizieren in den sozialen Medien noch professioneller machen könnte. Aber ich nutze es einfach. Für mich ist elementar, authentisch zu sein: Die Botschaft ist für mich wichtiger als die perfekte Hülle. Da ist ein Foto auch mal weniger gut, dafür kommt die Nachricht rüber.

Vielleicht ist das ein Grund, warum Frauen beim Netzwerken immer noch Nachholbedarf haben, weil wir glauben, dass Fotos oder Auftreten immer perfekt sein müssen?

Frauen tun sich in den unterschiedlichsten Branchen immer noch schwer, sich zu behaupten. Frauennetzwerke können im ersten Schritt helfen, sich auszutauschen und gegenseitig zu stärken. Aber ich glaube, dass es auch wichtig ist, sich anderen, gemischten Netzwerken anzuschließen.

Wie meinst du das?

Der Austausch mit Männern ist elementar. Und es bedeutet außerdem, sich mit männlichen Perspektiven auseinanderzusetzen und Dinge weiterzudenken, denn nur gemeinsam und so divers wie möglich sind wir kreativ und erfolgreich. Ich sehe es gerade selbst bei Crafty. Der Blickwinkel meines Partners Jens Zabel ist oftmals ein anderer, und deshalb für mich sehr spannend. Wir lernen gegenseitig voneinander.

Was sind deine Tipps für gutes Netzwerken?

Erstmal muss jedem klar sein, dass es viel Zeit kostet, ein Netzwerk aufzubauen. Am Anfang ist es wichtig, eine Idee, eine Strategie dafür zu haben. Welche Menschen möchte ich ansprechen, und was soll mir das Netzwerk bringen? Dann heißt es neugierig zu sein und offen auf Leute zuzugehen. Und letztendlich heißt es, jedem neuen Kontakt genug Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn ich jemanden Neuen getroffen habe, und ich weiß, dieser Mensch liebt die Berge, schicke ich ihm in den nächsten Tagen vielleicht einen Wandertipp zu. Großzügig zu sein mit Wissen und sein Gegenüber zu überraschen, das gehört unbedingt zum erfolgreichen Netzwerken dazu.

Auch für Crafty hat dir dein Netzwerk geholfen?

Ja, sehr viele Kunden kommen über mein Netzwerk oder das Netzwerk meines Partners. Und da ich weiß, wie wichtig Netzwerken ist, haben wir gemeinsam mit der Internationalen Handwerksmesse und der Handwerkskammer für München und Oberbayern Das Netzwerk Handwerk 2025 ins Leben gerufen. Alle zwei Monate bieten wir Veranstaltungen für die Branche an, wie beispielsweise „Impulse für die digitale Kundenbeziehung: Digitales Denken – Digitales Arbeiten“ im Januar dieses Jahres. Leider fielen aufgrund von Corona nicht nur die Münchner Handwerksmesse im März, sondern auch weitere, geplante Veranstaltungen aus. Aber wir freuen uns jetzt schon darauf, die nächsten Events zu planen!

Und wie unterscheiden sich Frauennetzwerke von Handwerkernetzwerken?

Die Handwerker sind noch nicht so netzwerkerfahren, so mein Gefühl, und deshalb auch dankbarer für Input. Die Wertschätzung ist enorm, dass wir so etwas auf die Beine gestellt haben. Denn es gibt eher weniger Netzwerke in dieser Branche. Und die Neugierde in Bezug auf die Themen ist enorm – das macht wirklich Freude!

Fotos Mica Wintermayr Photography (1), Privat (1)