Nichts für schlechte Nerven, aber himmlisch: Kurvig geht’s den Krater hinauf oder an der Küste entlang. Wer Maui besucht, kommt um zwei Ziele kaum herum: den Hana Highway und den Haleakalā Nationalpark.

Erstmal geht’s gemütlich hinter einem Bus her. Überholen natürlich verboten. Nach Haiku warnt ein Verkehrsschild vor kurvigen Straßen – mal wieder sehr amüsant, als seien diese unsichtbar, und würden ganz plötzlich entstehen. Bis Hana im Süden der Insel sollen es 620 Kurven und 59 einspurige Brücken sein. Atemberaubende Ausblicke liegen auf dem Weg, die Haarnadelkurven machen auch mit einem Jeep richtig Spaß.

Die Landschaft begeistert mit tropischen Regenwäldern, kleinen Wasserfällen und dramatischen Küstenblicken. Eigentlich möchten wir alle paar Meter anhalten, um einen mächtigen Baum genauer zu betrachten und in jedes kleine Flusstal hineinzuschauen. Ganz zu schweigen von den Aussichten auf das Meer und den Strandbuchten, die auftauchen, wenn sich in der üppigen Vegetation eine Lücke auftut. Nirgendwo auf der Welt habe ich bis dato diese Farben gesehen: Der Sand schimmert wirklich golden und die Farben des Meeres berauschen von zartem Hellblau über strahlendes Türkis bis hin zu sattem Dunkelblau.

Doch der zweispurige Hana Highway ist definitiv zu eng, um ständig stehen zu bleiben, bietet vor allem keinen Seitenstreifen, und nur alle paar Kilometer eine kleine Bucht. Trotzdem genieße ich die spektakuläre Strecke, obwohl die Straße meine ständige Aufmerksamkeit fordert.

Die Fahrt auf den Haleakalā-Krater lässt sich etwas gemütlicher an. Bis zum Gipfel, der sich mitten auf Maui erhebt, sind es 3057 Höhenmeter. Doch die Straße schlängelt sich auf rund 60 Kilometer den Berg hinauf. Angeblich soll es die weltweit größte Höhendifferenz in Bezug auf die Strecke zu sein. Mmh, ich denke, das sollte sich anders anfühlen.

Die meisten Touristen sind bereits zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel; allerdings bedeutet das, mitten in der Nacht aufzustehen. Nicht wirklich unser Ding – vor allem bei zwölf Stunden Zeitverschiebung. Noch dazu fahren wir beide Wege bei bedecktem Himmel.

Bis zur Hälfte des Kraters regnet es sogar. Doch die Stimmung ist daher noch fantastischer, fast mystisch. Die Wolken hängen so tief, dass wir teilweise nicht die Hand vor Augen sehen. Dafür ist die Straße erstaunlich leer. Wegen des Regens steigt uns der Duft der Eukalyptusbäume sogar im Auto in die Nase. Selbst am Besucherzentrum und am Gipfel laufen nur wenige Touristen herum, wir haben den Krater fast für uns alleine.

Sekündlich ändern sich die Aussichten. Kurz erhaschen wir einen Blick auf das Innere – es changiert zwischen Rot- und Brauntönen. Bis ganz unten gibt es einen Trail, etwa acht Stunden lang. Wir verzichten allerdings aufgrund des instabilen Wetters darauf, länger als 30 Minuten gehen wir nicht hinunter.

Ganz oben am Gipfel auf über 3000 Metern fühlen wir uns dem Himmel so unglaublich nah; in dem Moment öffnet sich die Wolkendecke und die Sonne lacht uns ins Gesicht. Der Haleakalā wird seinem Namen als „House of the Sun“ doch noch gerecht. Wir genießen das Licht- und Schattenspiel, blicken hinüber auf die Nachbarinsel Big Island, und treten langsam den Rückweg an. Schnell würde auch gar nicht gehen, denn nicht nur Nēnē (Hawaii-Gänse) überqueren gemächlich die Straße, sondern die Geschwindigkeit ist fast durchgängig auf 15 Meilen begrenzt. Auf Hawaii geht’s halt überall etwas relaxter ab…