Schon einmal war ich in diesem fast historisch anmutenden Zug, dem Tren de las Sierras, unterwegs. Anlässlich der Hochzeit meines Bruders fuhren wir mit einem Teil der Gesellschaft von Córdoba nach Capilla del Monte. Von der Umgebung habe ich damals nicht viel mitbekommen. Wir waren ein buntes Trüppchen aus Argentiniern und Bayern – tranken Bier, unterhielten uns und lachten viel…

Die eingleisige Bahnstrecke erlebte bis dato eine sehr abwechslungsreiche Geschichte. Eingeweiht 1889, sollte sie die Städte Córdoba und Cruz del Eje verbinden. Doch des Öfteren wurde sie aufgrund Geldmangels eingestellt. Zuletzt im Jahre 2007 wiederbelebt, fährt der Tren de las Sierras nur mehr auf einem Teilstück der ursprünglichen Strecke bis Cosquín.

Dieses Mal habe ich mehr Muse, mich der Umgebung zu widmen. Los geht es am Rande von Córdoba an der Haltestelle Rodriguez del Busto. Wenige Passagiere warten auf den Zug, der am Vormittag nur zweimal fährt. Welche Überraschung als wir dann einsteigen. Eine Truppe Hippies ist mit an Bord – die Gegend ist sehr angesagt bei Aussteigern und Co. – im Gepäck unter anderem Trommeln. Ein sehr munteres Trüppchen mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen begleitet uns da.

Im Schneckentempo fahren wir zunächst an den Sommerhäusern der Cordobesen vorbei – noch weiß ich nicht, dass wir kein einziges Mal Fahrt aufnehmen werden… Es ist wenig zu sehen von der Umgebung – hohe Bäume und üppige Vegetation versperren die Sicht. Nach etwa einer Stunde drosseln wir das Tempo, langsam erklimmen wir eine Anhöhe. Manchmal wackelt es, als würden wir einem Karussell sitzen. Von links nach rechts und wieder zurück. Dafür öffnet sich der Blick auf die beginnenden Berge, auf der linken Seite begleitet uns der gemächlich dahin fließende Rio Suquia.

Die Hippies verlassen uns mit ihren schweren Rucksäcken und unzähligen Plastiktüten in Casa Bamba. Mir erscheint es wie ein Halt im Nirgendwo.

Wir setzen die gemütliche Fahrt fort. Schlängeln uns um Berge herum, gewinnen an Höhe, das Tal wird immer schmaler. Plötzlich taucht eine riesige Staumauer auf, und dahinter der tiefblaue Lago San Roque. Minutenlang fahren wir an dem See entlang.

Endlich erreichen wir das Ziel. Mehr als zwei Stunden Fahrt für eine Strecke von 60 Kilometern! Den Rückweg treten wir mit dem Bus an. In einer guten Stunde sind wir in Córdoba – und wieder einmal bekomme ich von einer Fahrt nicht viel mit. Dieses Mal schlafe ich sofort ein und erwache erst wieder in der Stadt.