Ein Aufenthalt in Abano Terme belebt Körper, Seele und Geist wie ich es in diesem Ausmaß noch nie an einem anderen Ort der Erde erlebt habe. Auch nicht im neuseeländischen Rotorua. Zu meinem ersten Urlaub in dem italienischen Thermenort musste ich fast gezwungen werden – ich tat es meiner Mama zuliebe. Auch wenn meine Großmutter die Vorzüge des Kurens kannte und bereits in den 60er-Jahren in die Gegend gereist war – ich musste da nicht hin. Und jetzt bin ich froh, denn ich komme jedes Mal so unglaublich erholt und erfrischt in den Alltag zurück. Abano Terme und die Euganeischen Hügel sind wirklich ein italienischer Jungbrunnen – zu jeder Jahreszeit!

Abano Terme bietet ganz besonderes Thermalwasser

Die Stadt selbst ist keine Schönheit. Sehr viele zweckmäßige Bauten wechseln sich mit kühlen Hotelfassaden ab. Auch wenn es ein paar Gebäude mit glanzvoller Geschichte und alter Architektur gibt – ich hatte mir den Kurort eher wie das geschichtsträchtige Meran vorgestellt, und war dementsprechend etwas enttäuscht. Allerdings entschädigt mich immer die wohltuende Wirkung des salz-, jod- und bromhaltigen Heilwassers, das zugleich eine anregende und heilende Wirkung auf Entzündungserscheinungen im Allgemeinen und sogar auf Entzündungen der tieferen Organe haben soll. Ähnliche Heilkraft soll der Fangoschlamm entfalten – der Ton wird vom Grunde eines Sees entnommen, und erfährt dann eine Reifung, bevor er verwendet wird.

Eintauchen und Abtauchen im Hotel Terme Metropole

Die Tage laufen verhältnismäßig ähnlich ab. Unsere Basis ist das Hotel Terme Metropole, ein Vier-Sterne-Haus, etwas am Stadtrand gelegen mit Blick auf die Euganeischen Hügel. Uns lockten im Vorfeld die vier verschiedenen Thermalbecken sowie ein Schwimmerbecken mit 25 Metern Länge. Es ist nämlich ein sensationelles Gefühl am frühen Morgen zuerst ein paar Bahnen zu drehen – bei zehn Grad Außentemperatur und leichtem Nieselregen im November eine echte Überwindung, auch wenn das Wasser angenehme 24 Grad hat. Anschließend geht es schnurstracks in eines der Thermalbecken – beim Eintauchen in das 33 Grad warme Wasser bitzelt die Haut. Allein im Andromeda Pool gibt es 24 unterschiedliche Zonen und mehr als 100 Düsen, die jeden Teil des Körpers sanft massieren. Entweder im Stehen, im Liegen oder im Sitzen. Aufs Duschen verzichten wir, denn so kann sich die Heilwirkung des Thermalwassers besser entfalten. Im Bademantel geht es zurück aufs Zimmer, um gemütliche Klamotten anzuziehen. Auch wenn andere Gäste im Bademantel im Frühstücksraum auftauchen, wir bevorzugen etwas mehr Stoff… Nach dem Frühstück ist erstmal ruhen angesagt. Ich hätte nie geglaubt, dass mein Körper so auf das Thermalwasser reagiert.

Lesen, schlafen, essen, trinken

Gegen Mittag, bevor unser Magen zu sehr knurrt, machen wir uns meistens auf den Weg. Entweder verbinden wir einen Spaziergang an der frischen Luft mit einem kleinen Mittagessen oder wir fahren in die nahegelegenen Euganeischen Hügel.
Am Nachmittag ziehen wir noch einmal die Badeklamotten an, und entspannen im Thermalwasser (allerdings nie länger als 20 Minuten, sonst wäre es für den Kreislauf zu anstrengend). Ein bisschen lesen, ein bisschen schlafen, ein bisschen essen, ein bisschen trinken. So vergeht ein Tag nach dem anderen… Bei unserem letzten Besuch im Mai 2019 schafften wir es nicht einmal, für einen Tag ins nahe Padua zu fahren. Dafür waren wir ein paar Mal in unserem Lieblingsrestaurant Aubergine beim Essen.

Wandern und Thermalbaden macht hungrig

Wie gut, dass es in Abano Terme das eine oder andere feine Restaurant gibt.

Ristorante Aubergine

Unser absoluter Lieblingsort ist das Ristorante Aubergine (seit unserem ersten Besuch 2013). Selten sind wir so herzlich von einem Chef begrüßt worden. Und das Essen ist einfach sensationell: italienische Küche vom feinsten und die Portionen für unseren Hunger perfekt – nicht zu klein, nicht zu groß. Wir haben uns im Laufe der Jahre die Karte rauf und runter gegessen. Sehr zu empfehlen: Costolette d’agnello (Lammkoteletts), dazu einen Rosso Riserva aus den Colli Eugenei, oder Filetto di branzino (Seebarschfilet). Aber auch die Nudelgerichte sind ein Gedicht. Als Nachspeise suchen wir uns immer was anderes aus, allerdings wird dann geteilt (uno per due). Zum Abschluss gibt es immer einen Grappa. Beim Besuch am Abend empfiehlt es sich zu reservieren.

Ristorante Pizzeria Europa

Für den mittäglichen Hunger gehen wir sehr gerne ins Ristorante Pizzeria Europa. Das Team serviert vielfältig belegte Pizzas oder besondere Salate beispielsweise einen Wintersalat mit gerösteten Walnüssen, süßen Feigen und karamellisierten Hüttenkäse. Dazu gibt es eine bunte Brotmischung (im wahrsten Sinne des Wortes) – von gelb über rot bis hin zu schwarz. Auch hier gilt: uno per due. Wir teilen uns meistens die Hauptspeise – das reicht für den kleinen Hunger zwischendurch. Auf der Terrasse lässt es sich wunderbar unter der ausladenden Markise im Schatten sitzen.

La Posata Bianca

Einen wunderbar schmackhaften Teriyaki-Thunfisch haben wir in der Pizzeria La Posata Bianca gegessen. Das völlig in Weiß gehaltene Restaurant wirkt fein, dementsprechend sind die Preise etwas höher, allerdings stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Gehobene Küche – gehobene Preise.

American Bar 

Die besten Tramezzini der Stadt gibt es in der American Bar, direkt in der Fußgängerzone gelegen. Dazu einen Aperol Spritz – und die Welt ist in Ordnung. Wenn wir mittags ein ausgiebiges Mahl hatten, dann beschließen wir den Tag gerne auf diese Art und Weise.

Café San Lorenzo

Zum Kaffeetrinken zieht es uns immer wieder in das Café San Lorenzo. Die kleinen Törtchen schmecken fein, und sind nicht zu süß. Aber auch für den schnellen Hunger zwischendurch stehen kleine Snacks auf der Karte. Und die Preise sind wirklich günstig.

Al Pirio

Ein Erlebnis der besonderen Art war bis dato immer der Besuch im Al Pirio auf dem Weg nach Castelnuovo gelegen. Bereits beim ersten Mal stellten wir fest, dass die Gerichte mehr was fürs Auge sind, weniger für den Gaumen. Es sieht alles immer feiner aus, als es letztendlich schmeckt. Das war auch beim zweiten Besuch so. Deshalb haben wir uns alle weiteren Besuche gespart. Obwohl: Der Blick aus dem Restaurant auf die Poebene ist schon sensationell. Vielleicht sollten wir beim nächsten Mal einfach nur einen Aperol Spritz trinken… 

Wandern in den Euganeischen Hügeln

Die sanfte Hügellandschaft hat ihren besonderen Reiz. Von diversen Gipfelpunkten – auf höchstens 600 Höhenmetern gelegen – haben wir einen wunderbaren Blick auf die grüne Ebene. Die Euganeischen Hügel sind vulkanischen Ursprungs und liegen nur wenige Kilometer von Abano Terme entfernt. Im Durchschnitt hat die gesamte Hügelkette eine Länge von ungefähr 15 Kilometern und eine Breite von zirka 12 Kilometern. Also alles sehr übersichtlich, aber die beschaulichen Wege haben uns trotzdem sehr begeistert. Denn auch das Wandern in den Euganeischen Hügeln ist für uns ein italienischer Jungbrunnen zu jeder Jahreszeit.

Rund um den Monte Grande

Das Zuckerl bei der Wanderung um den Monte Grande ist das Restaurant Baita Passo Fiorine – in dem wir uns anschließend eine prächtige Portion Quadrotti gefüllt mit Auberginen (7 Euro) und eine halbe Portion Gnocchi Ragu (4 Euro) gönnen. Dazu gibt’s einen Prosecco, der gerade mal zwei Euro kostet. Der Weg ist recht einfach zu gehen und schlängelt sich immer am Bergrücken entlang. Mal geht es ein bisschen nach oben, mal geht es ein bisschen nach unten. Wir wandern unter einem unglaublich grünen Blätterdach von Kastanien, Eichen, Bergahorn und Hainbuchen. Auf dem südlichen Hang (bereits auf dem Rückweg) zeigt sich eine ganz andere, eher mediterrane und wärmeliebende Vegetation: unter anderem blühen dort Zistrosen und Heidekraut. Bevor wir unseren Ausgangspunkt erreichen führt der Weg direkt durch einen Hochseilgarten mit Seilen, Leitern und Brücken zwischen den mächtigen Bäumen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Am liebsten hätte ich mir eines der Seile gegriffen und hätte mich von Baum zu Baum gehangelt – so einladend wirkte der Ort auf mich.

Keine Mandelbäumchen am Monte Fasolo

Manchmal landen wir ganz wo anders. Eigentlich waren wir wieder der Beschreibung des Tourismusamtes gefolgt, aber unser Weg sah irgendwie anders aus. Wir kamen weder durch einen grünen Mischwald, noch sahen wir die wunderschönen Mandelbäumchen. Aber alles in allem war es ein schöner Ausflug in einen anderen Teil der Euganeischen Hügel. Auf dem Weg nach Abano Terme kehrte wir dann noch im Restaurant Val Pomaro ein. Irgendwie fühlten wir uns dort in unseren Wanderklamotten etwas unwohl: Die Einrichtung der eigentlich typisch italienischen Trattoria bestand aus weiß gedeckten Tischen und mit weißen Hussen überzogenen Stühlen. Nichtsdestotrotz wurden wir bedient, und bestellten eine Pizza. Diese kam dann mit so einem dicken Boden auf den Tisch, dass wir auch abends noch etwas von unserem Mittagessen hatten.  

Den Monte Rosso erreichten wir nie

Hin und wieder lassen wir das Auto stehen und wandern direkt vom Hotel los. Eigentlich war an diesem Tag der Monte Rosso unser Ziel, nur als wir im Örtchen Monterosso ankamen (es war ein heißer Tag) wollten wir eigentlich schon wieder umkehren. Machten wir dann nicht, sondern wanderten noch ein bisschen die Via Circuito Monterosso weiter, und drehten um, als der Waldweg anfing sich den Hügel hinauf zu schlängeln. Vermutlich hätten wir von oben einen tollen Rundumblick gehabt – aber diese Wanderung müssen wir wann anders nachholen.

Ein Ausflug ins altehrwürdige Padua

Ich liebe die Städte Venetiens, seit ich im Alter von 18 Jahren eine Fahrradtour mit meiner Freundin Christine von Venedig bis zum Gardasee gemacht habe: Venedig, Padua, Vicenza, Verona.

Die erste Anlaufstation, wenn meine Mama und ich Padua besuchen, ist immer das Café Pedrocchi in der Fußgängerzone. Erbaut in der Nähe der Universität war das Café seit dem 18. Jahrhundert immer Treffpunkt von Intellektuellen, Akademikern und Studenten. Illustre Gäste wie Lord Byron und Stendhal verbreiteten seinen Ruf und bezeichneten es als „das beste in der ganzen Welt“. Das ehrwürdige Gebäude mit seinen großen Sälen, glänzenden Lüstern und typischen Wiener-Caféhaus-Möbeln hat seinen ganz eigenen Charme. Auch wenn sowohl der Kaffee als auch der Aperol Spritz etwas teurer sind, die Atmosphäre ist ziemlich einzigartig. Ein Spaziergang durch die Bogengänge der Stadt zur Basilika und dem großen Platz Prato della Valle reichen manchmal. Allerdings kann ich auch einen Abstecher in den 1545 gegründeten botanischen Garten Orto Botanico di Padova empfehlen. Er gilt als der älteste noch bestehende botanische Universitätsgarten und gehört zum Weltkulturerbe. Auch wenn ich schon spektakulärere Gärten gesehen habe: Die Anlage mitten in der Stadt fasziniert mit einer schlichten Ursprünglichkeit – und so große Kakibäume habe ich noch nie gesehen.

Entlang des Flusses Brenta reiht sich ein Schmuckstück ans andere

Besonders zu empfehlen ist eine Autofahrt auf der SR 11 entlang des Kanals, oder gleich eine Bootsfahrt auf dem Fluss Brenta. Dieser Kanal, der bereits im 16. Jahrhundert gegraben wurde, verbindet Padua mit Venedig. 50 venezianische Villen stehen entlang des Weges, von denen einige zu besichtigen sind. Besonders sehenswert sollen die Villen von Pisani, Widmann und Foscari sein – wir haben uns leider vorab nicht über die Öffnungszeiten erkundigt, und standen vor verschlossenen Türen. Aber auch nur die Autofahrt entlang des Kanals von Padua über Stra bis nach Mira (dort kehrten wir wieder um) hat seinen Reiz, lässt uns immer wieder einen Blick auf die venezianischen Sommerresidenzen erhaschen.

Zwischen glanzvollen Gärten und liebevollen Gedichten

Zwei weitere touristische Highlights gibt es in der Gegend rund um Abano Terme, dem Herzen von Venetien: zum einen den Garten der Villa Barbarigo bei Valsanzibio, zum anderen den Ort Arquà Petrarca, wo der gleichnamige Dichter seine letzten Lebensjahre verbrachte. Für beide gilt: unbedingt anschauen. Für die Villa Barbarigo, deren Garten als einer der bedeutendsten vornehmen Parkanlagen Italiens gilt, unbedingt einiges an Zeit einplanen. Auf dem 15 Hektar großen Gelände gibt es Grotten, Bäche, Wasserfälle, Brunnen, Teiche, Wasserspiele und Fischweiher sowie unzählige Büsche und Bäume sowie ein Labyrinth zu entdecken. Und natürlich macht der Besuch im „kleinen italienischen Versailles“ bei Sonnenschein doppelt so viel Spaß. Einige Besucher nehmen sich auch etwas zu essen mit, und machen auf einer der vielen Steinbänke ein Picknick.
Im Haus des Geschichtsschreibers und Dichters Petrarca hat mich vor allem der Blick von der Außentreppe auf die weite Ebene sowie der kleine Garten mit Lorbeer-, Buchs- und Kirschbäumen sowie Pinien und Oleander fasziniert. Alles wirkt ein bisschen wie aus der Zeit gefallen, ebenso wie der mittelalterliche Ort den Besucher in eine andere Zeit versetzt.

Den italienischen Jungbrunnen für jede Jahreszeit gefunden

Egal zu welcher Jahreszeit: Die Gegend rund um Abano Terme ist immer wieder eine Reise wert. Es gibt so viele unterschiedliche Ecken, feine, regionale Küche, herzliche Menschen, und die Heilkraft des Thermalwassers sucht seinesgleichen. Jedes Mal, wenn ich nach Hause zurückkehre ist mein Geist erfrischt, mein Körper erholt und meine Seele gereinigt. Venetien: ein italienischer Jungbrunnen zu jeder Jahreszeit!

Fotos Hotel Metropole Terme (1), Uschi Horner (28)